Trotz vieler negativer Folgen, die der Konsum von Alkohol mit sich bringt, wird Alkohol in unserer Gesellschaft toleriert und oft auch glorifiziert. Den Konsum von Alkohol verbinden viele Menschen mit Geselligkeit, Feiern, Entspannung bis hin zur Belohnung für einen stressigen Tag. Anders als für Tabak, ist die Werbung für Alkohol in Deutschland noch erlaubt und wird mit positiven Assoziationen ausgestrahlt. Die negativen Folgen, die Alkohol auf unseren Körper hat, werden dabei völlig ausgeblendet. Analysen des Bundesgesundheitsministeriums zeigten, dass jährlich 74.000 Menschen allein oder bedingt durch den Konsum von Alkohol sterben. Die volkswirtschaftlichen Kosten durch Alkohol betragen ca. 57 Milliarden Euro pro Jahr.
Wie Alkohol sich auf das Training und den Muskelaufbau auswirkt, haben wir bereits in unserem Artikel Alkohol und Muskelaufbau - passt das zusammen? durchleuchtet. In diesem Artikel möchten wir uns die einzelnen negativen Folgen des Alkoholkonsums auf unseren Körper anschauen und diese näher betrachten.
Inhaltsverzeichnis
- Was genau ist Alkohol?
- Negative körperliche Folgen durch Alkohol
- Herz-Kreislauf-System
- Leber"
- Auswirkungen auf das Gehirn
- Gesteigertes Hungergefühl
- Verdauungstrakt
- Flüssigkeitshaushalt des Körpers
- Niedriger Testosteronspiegel
- Steigerung des Cortisolspiegels
- Minderung der Proteinbiosynthese
- Hemmung der Entzündungsmediatoren
- Psychosoziale Folgen
- Fazit: Laut Dipolm-Psychologen Simon Teichmann sollte Alkohol als eine der gefährlichsten Drogen gekennzeichnet werden"
Was genau ist Alkohol?
Genauer betrachtet, handelt es sich bei Alkohol um ein Nervengift. In der Chemie ist er auch unter dem Namen Ethanol bekannt. Ethanol ist ein farbloser und leicht brennbarer Stoff. Sehr hoch konzentriert, kann man damit Flächen wie auch seine Hände desinfizieren. Desinfektion bedeutet, dass lebende Organismen, wie Bakterien oder Viren getötet werden. Dabei gelangt Alkohol durch die Zellwände in den Organismus. Für unseren Körper bedeutet es, dass Alkohol als Zell- und Nervengift funktioniert und überall hingelangt. Dies passiert nicht erst ab einer gewissen Menge an Alkohol, sondern schon mit dem ersten Tropfen. Der beliebte Spruch „Die Menge macht das Gift“ trifft beim Alkohol nicht zu.
Negative körperliche Folgen durch Alkohol
Die körperlichen Folgen durch den Alkoholkonsum treten nicht einzeln auf, sondern wirken auf den Körper zur gleichen Zeit. Sobald wir Alkohol trinken, führt das dazu, dass unser Körper alles daransetzt, den Alkohol zu verstoffwechseln, weil er den Alkohol als Gift erkennt. Alle anderen Vorgänge im Körper stehen somit erstmal still bzw. werden verlangsamt.
Herz-Kreislauf-System
Schon mit einer kleinen Menge Alkohol kann es zu erhöhtem Blutdruck kommen. Hoher Blutdruck ist oft die Ursache für Herzinfarkte und/oder Schlaganfälle. Vor allem Menschen, die im normalen Zustand unter hohem Blutdruck leiden, sollten beim Konsum von Alkohol besonders vorsichtig sein und die Folgen des Alkoholkonsums kennen.
Leber
Alkohol wird von der Leber verstoffwechselt. Wenn Alkohol über einen längeren Zeitraum in hohen Mengen konsumiert wird, verändert sich dadurch der Stoffwechsel und es kommt zur Fettleber. Dies kann mit der Zeit zu einer Leberzirrhose führen. In dem Fall kann die Leber nicht mehr richtig funktioniert. Die Folge ist, dass es im Körper zu einer Ansammlung von Giftstoffen kommt, die nicht mehr durch die Leber verstoffwechselt werden können. Das Risiko für Tumore und Krebs wächst. Menschen, die schwer alkoholsüchtig sind und ihren Alkoholkonsum nicht in den Griff bekommen, laufen Gefahr, dass sie eine Lebertransplantation benötigen, wenn die Leberzirrhose weit fortgeschritten ist.
Auswirkungen auf das Gehirn
Mit dem ersten Getränk bewirkt Alkohol, dass unser Körper Endorphine ausschüttet. Dies hört sich erstmal positiv an und jeder, der bereits Alkohol getrunken hat, kennt das Gefühl der Leichtigkeit und der angeheiterten Stimmung. Das gute Gefühl wird vom Gehirn schnell mit dem Konsum von Alkohol gekoppelt. Dies wiederum führt dazu, dass der Toleranzbereich für die Menge steigt, die wir benötigen, um dieses Gefühl zu erreichen. Die negativen Folgen für unser Gehirn stellen sich aber schon bei kleinen Mengen von Alkohol ein. Eine dieser schwerwiegenden Folgen ist die Hirnatrophie. Unter Hirnatrophie versteht man, das Gehirnmasse abgebaut wird. Dies führt zur Beeinträchtigung kognitiver Vorgänge. Man wird vergesslicher, kann sich sehr schlecht konzentrieren und verliert schneller die Orientierung. Hirnatrophie kann auch zu Bewegungseinschränkungen führen.
Gesteigertes Hungergefühl
Durch den Konsum von Alkohol wird das Hungerhormon Ghrelin angehoben. Die meisten kennen die Situation, wenn sie nach einer Party-Nacht mit Alkohol plötzlich Hunger haben und sich auf dem Weg nach Hause noch schnell etwas zu essen holen. Auch am nächsten Tag verspüren viele einen großen Appetit und haben öfters Heißhungerattacken, die sie in der Regel nur durch fettige und hoch kalorischen Lebensmittel stillen können. Menschen, die regelmäßig feiern gehen und dabei viel Alkohol trinken, können auf Dauer ein Gewichtsproblem bekommen. Sie nehmen nicht nur die Kalorien, die sie durch das Essen zu sich nehmen, auf, sondern auch die Kalorien, die der Alkohol enthält. Ein Gramm Alkohol hat sieben Kalorien. Somit hat ein 0,5l Bier 300-350 kcal. Das sind zusätzliche leere Kalorien, die dem Körper zugeführt werden. Wenn man an das tägliche Feierabendbier denkt, was oft eher auf zwei oder mehr Biere hinausläuft, sind das täglich 600-700 kcal, die ein Mensch zusätzlich zu sich nimmt. Ein dauerhafter Überschuss an Kalorien, führt dazu, dass unser Körper diese als Fett lagert.
Verdauungstrakt
Zum Verdauungstrakt zählen nicht nur der Dünn- und Dickdarm, sondern auch Rachen, Mund- und Magenschleimhaut. Durch den Konsum von Alkohol werden diese angegriffen. Alkohol führt dazu, dass mehr Magensäure produziert wird, was zum Aufstoßen führt und dabei die Mundschleimhaut angreifen kann. Weiter wird durch mehr Magensäure die Magenschleimhaut angegriffen und durchlässiger. Dabei können Giftstoffe durch die durchlässigere Magenschleimhaut in den Körper gelangen. Übelkeit ist ein deutliches Zeichen dafür, dass der Körper, und vor allem der Magen, mit dem Alkohol nicht zurechtkommt. Das darauffolgende Erbrechen ist ein Signal des Körpers, dass er den Inhalt loswerden möchte bzw. muss. Erbrechen ist in dem Fall sehr gut und sollte nicht vermieden werden. Allerdings sollte man beim Erbrechen darauf achten, dass man dies nicht im Liegen tut. Denn dann droht die Gefahr, dass man an dem Erbrochenem erstickt. Die Gefahr des Erstickens wird von vielen Menschen unterschätzt.
Flüssigkeitshaushalt des Körpers
Alkohol hat eine diuretische Wirkung. Das bedeutet, dass Alkohol im Körper entwässernd wirkt und die Ausscheidung von Flüssigkeit über die Nieren fördert, was mitunter ein Grund dafür ist, dass viele Menschen öfters auf die Toilette müssen, wenn sie Alkohol trinken. Durch die Diurese entsteht ein Flüssigkeitsdefizit im Körper, welches zur Dehydrierung führen kann. Ohne genügend Flüssigkeit, kann unser Körper nicht mehr richtig funktionieren. Nicht umsonst, soll man am Tag 2-2,5 Liter Wasser trinken.
Niedriger Testosteronspiegel
In höheren Mengen kann Alkohol zu einem niedrigen Testosteronspiegel führen. Sportler wissen bereits, wie wichtig der Testosteronspiegel für den Muskelaufbau ist. Zusätzlich führt Alkohol dazu, dass ein Teil des Testosterons zu Östrogen konvertiert wird, was nicht vorteilhaft ist, wenn wir Trainingsziele, wie Muskelaufbau und Fettverlust haben.
Steigerung des Cortisolspiegels
Temporär führt ein hoher Konsum von Alkohol dazu, dass der Cortisolspiegel im Körper ansteigt. Cortisol ist ein Stresshormon, welches eine katabole Wirkung hat. Ein dauerhafter hoher Cortisolspiegel fördert den Abbau körpereigener Eiweißspeicher, was zum Muskelabbau führt und sorgt unter anderem für Fetteinlagerungen im Körper. Menschen, die unter Dauerstress leiden, nehmen daher auch schneller zu als Menschen, die weniger Stress haben und somit weniger Cortisol (Stresshormone) ausschütten. Zu viel Alkohol über einen längeren Zeitraum hat die gleiche Wirkung auf den Cortisolspiegel wie Stress.
Minderung der Proteinbiosynthese
Alkohol mindert die Proteinbiosynthese und hemmt damit den Aufbau der Muskulatur durch Eiweiß bzw. Aminosäuren.
Hemmung der Entzündungsmediatoren
Alkohol hat Einfluss auf gewisse Entzündungsmediatoren, was bedeutet, dass kleine Mikroverletzungen in der Muskulatur, die zum Beispiel durch ein intensives Training entstehen, nicht mehr richtig regenerieren können. Die Mediatoren sind gehemmt und können nicht mehr auf die Verletzungen aufmerksam machen.
Psychosoziale Folgen
Der Konsum von Alkohol hat nicht nur körperliche Folgen, sondern wirkt sich auch negativ auf den psychosozialen Raum aus. Natürlich denken die meisten in erster Linie an die positiven Effekte, die Alkohol auf unsere Stimmung haben kann. Wie bereits erwähnt, macht Alkohol viele Menschen geselliger, fröhlicher, lustiger und enthemmter. Man geht leichter auf Menschen zu und ist gesprächiger. Was aber, wenn die Enthemmtheit in die falsche Richtung geht? Selten wird erwähnt, dass Menschen, die unter dem Einfluss von Alkohol stehen, eher zur Aggressivität neigen und auch vor einer Schlägerei nicht zurückschrecken. Ein falsches Wort, ein falscher Blick des anderen reichen da schon aus. Häusliche Gewalt und Schlägereien entstehen leichter durch den Konsum von Alkohol, weil das Aggressionspotential steigt und die Hemmschwelle sinkt. Verkehrsunfälle sind weitere Folgen, die den sozialen Raum beeinflussen. Wenn Menschen nur Spaß haben können, in dem sie Alkohol konsumieren, sollte dies ein Warnzeichen sein. Man selbst und das eigene Umfeld sollten sich fragen, welche Ursachen es haben könnte, dass man sich benebeln muss, um Freude und Spaß empfinden zu können. Eine weitere Gefahr lauert auch darin, dass man durch den regelmäßigen Konsum von Alkohol eine Alkoholabhängigkeit entwickelt und aus dieser nur mit Hilfe von außen, wieder herausfindet.
Fazit: Laut Dipolm-Psychologen Simon Teichmann sollte Alkohol als eine der gefährlichsten Drogen gekennzeichnet werden
Betrachtet man sich die negativen Folgen, die Alkohol auf unseren Körper und unsere Psyche haben kann, fragt man sich schon, warum in den westlichen Ländern und vor allem in Deutschland, mit dem Konsum von Alkohol so leichtfertig umgegangen wird. Anders als bei anderen Drogen, ist der Zugang zu Alkohol sehr leicht. Er ist in jedem Supermarkt, an jedem Kiosk und sogar in Drogeriemärkten erhältlich. Werbung für Alkohol wird immer noch im Fernsehen ausgestrahlt, ohne auf negative Folgen aufmerksam machen zu müssen. Bei Werbung für Zigaretten sieht das schon längst anders aus. Selbst auf der Zigarettenschachtel müssen Tabakunternehmen auf die gesundheitlichen Schäden, ja sogar auf den Tod, durch den Konsum von Zigaretten aufmerksam machen. Nicht so bei Alkohol. Dabei wäre es auch hier angebracht, mindestens auf die negativen Folgen von Alkohol aufmerksam zu machen, um einen verantwortungsbewussten Umgang in der Gesellschaft zu fördern.